Erdwärmesonden sind Bohrungen, die die in großer Menge vorhandene und sich stets erneuernde
Erdwärme aufnehmen. Dazu sind in den durchschnittlich 100 Meter tiefen Bohrungen Rohr- oder
Schlauchsysteme einzementiert, in denen im geschlossenen Kreislauf eine Flüssigkeit zur
Wärmeaufnahme aus dem Erdreich zirkuliert und zum Wärmetauscher in einer Wärmepumpe
befördert. Durch die Wärmepumpe wird die Erdwärme von 10 bis 15 °C dann durch Stromzufuhr auf
Heiztemperatur gehoben oder direkt zum Kühlen genutzt. Besonders im Winter gelten diese
erdgekoppelten Wärmepumpen als besonders effizient, denn im Erdreich herrschen gleichbleibende
Temperaturen. Im Sommer kann die Erdwärmesonde Gebäude wiederum kühlen. Bohrungen sind
jedoch nicht überall erlaubt, so beispielsweise nicht in Wasserschutzgebieten.
Ampelkarten bieten einheitliches Konzept für Einbau von Erdwärmesonden
Mit den Ampelkarten zu den Einbaumöglichkeiten von Erdwärmesonden wurde im Forschungsvorhaben
WärmeGut ein einheitliches Konzept für einen deutschlandweiten Überblick entwickelt. Dahinter stehen
komplexe geologische Daten, mit denen kontinuierlich geforscht wird. Diese wurden umfassend
aufbereitet, ausgewertet und für Laien verständlich gemacht und eine erste Ampelkarte für
Mecklenburg-Vorpommern entwickelt. Weitere Ampelkarten für die ganze Bundesrepublik sind bis Ende
des Jahres geplant. Zudem sollen zukünftig Potenzialkarten darstellen, wieviel Wärmeenergie aus dem
Boden durch Erdwärmesonde gewonnen werden kann.
„Mit den Ampelkarten können wir alle Menschen erreichen, die an Geothermie interessiert sind“, sagt
Prof. Dr. Inga Moeck, Geothermie-Forschungsleiterin am LIAG. So könne die Geothermie insbesondere
als Mittel zum Heizen und Kühlen stärker für Gesellschaft und Politik bekannt gemacht werden, was für
die kommunale Wärmewende sehr wichtig sei. „Mit unseren aufbereiteten wissenschaftlichen Daten
möchten wir die Kommunen unterstützen und Möglichkeiten aufzeigen.“ Dabei sei die Herausforderung,
dass immer komplexere Daten leicht verständlich dargestellt werden müssen. „Gute Wärmepumpen
sind zudem erdgekoppelt – wo ein Einbau im Untergrund möglich ist, sollte dies umgesetzt werden. Die
GeotIS-Ampelkarten bieten dafür einen Überblick“, erklärt Moeck. Für Detailinformationen werde im
GeotIS auf die Webportale der zuständigen Fachbehörden der jeweiligen Bundesländer geleitet.
Vorstellung des GeotIS-Portals auf der Fachmesse GeoTherm in Offenburg
Das Team aus Entwicklung und Forschung stellt das Portal auf der Fachmesse GeoTherm in Offenburg
vom 29.02.24 bis 01.03.24 am Stand 223 in der Baden-Arena vor. Zukünftig werden zudem kostenfreie
Webinare zu den Funktionalitäten angeboten.
Hintergrundinformationen
Forschungsvorhaben WärmeGut
Das Forschungsprojekt WärmeGut des LIAG greift mit der „Flankierung des Erdwärmepumpen-Rollouts
für die Wärmewende durch eine bundesweite, einheitliche Bereitstellung von Geoinformationen zur
oberflächennahen Geothermie in Deutschland“ das Ziel einer Datenkampagne der Bundesrepublik auf.
Das Verbundvorhaben des LIAG, der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR,
Hannover), der UGOE (Göttingen), der Hochschule Biberach und der Firma geoENERGIE Konzept GmbH
(Freiberg) wird durch das 7. Energieforschungsprogramm des BMWK gefördert. Die Daten in GeotIS
werden vom LIAG und anderen Wissenschaftseinrichtungen kontinuierlich zu Forschungszwecken und
für Modellierungen von zum Beispiel geothermischen Durchbrüchen genutzt. Ziel der Entwicklung des
deutschlandweiten Portals war ursprünglich ein Überblick über die tiefe Geothermie in mehreren
tausend Metern Tiefe und deutschlandweite Forschungsmöglichkeiten. Der Bedarf an oberflächennaher
Erdwärme bis in 400 Metern Tiefe wächst jedoch mit den Gesetzen zur Wärmewende. Für die
Ampelkarten und alle weiteren Informationen zur oberflächennahen Geothermie wurde das GeotIS nun
erweitert und überarbeitet.
Über GeotIS
Das Geothermische Informationssystem vom LIAG ist deutschlandweit einzigartig. Querschnitte des
Untergrundes, Überblicke über bestehende Anlagen und Temperaturkarten können von Deutschland
kostenfrei abgerufen werden. Mehr als 30 000 Bohrungen bilden die Datengrundlage für GeotIS.
Eingearbeitet sind zudem Temperaturdaten aus dem LIAG und Strukturdaten aus diversen
Kartenwerken von Projektpartnern. Die Recherche-Oberfläche ermöglicht die dynamische Generierung
von interaktiven Karten, in denen Fachinformationen mit topographischen und statistischen Daten
kombiniert werden. GeotIS beinhaltet zudem das Auskunftssystem „Geothermischen Standorte“ über
tiefe geothermische Anlagen in Deutschland, die sich in Betrieb oder im Bau befinden. www.geotis.de
Über das LIAG
Das LIAG mit Sitz in Hannover ist eine eigenständige, außeruniversitäre Forschungseinrichtung. Der
Schwerpunkt der Forschungsarbeiten liegt in der Erkundung des nutzbaren Untergrundes sowie in der
Entwicklung von Mess- und Auswerteverfahren. Das Institut blickt auf über 75 Jahre Erfahrung in der
Geophysik-Forschung zurück. Durch die langjährige Spezialisierung in der oberflächennahen Anwendung
der Geophysik, der Geräte- sowie Dateninfrastruktur sowie der damit einhergehenden Möglichkeit,
innerhalb eines Instituts verschiedenste geophysikalische Methoden themenübergreifend zu
kombinieren, ist das LIAG deutschlandweit einzigartig. Mit der Geothermie beschäftigt sich das LIAG
historisch gesehen seit 1953 und erstellte die ersten europaweiten Geothermie-Atlasse, die im
geothermischen Informationssystem GeotIS als digitales Informationsportal für die Geothermie in
Deutschland in mehreren aufbauenden geförderten Projekten gebündelt wurden.